Südstrecke interaktiv
Explosionsartig nach vorne
Stete Sprengung höhlt das Gestein. Wo es die geologischen Bedingungen erfordern, bahnen sich Tunnelbauer mit Hochexplosivem den Weg. Zum Beispiel am Semmering.
Zum „Glück auf!“ der Bergmänner und Tunnelbauer kommt beim Vortrieb des Semmering-Tunnels noch ein „Drück drauf!“. Mit Sprengungen wird der Weg durch das Gestein gebahnt.
Da ist ein Licht am Ende des Tunnels. Genauer gesagt sind es einige grelle Lichtblitze innerhalb derselben Sekunde, gefolgt von einem lauten Knall und der unausweichlichen Staubwolke.
Für Mario Neisser, Sprengbefugter und Vorarbeiter, Drittelführer wie es in der Sprache der Mineure heißt, gehört das zu seiner täglichen Arbeit.
Der zyklische Vortrieb durch den Berg. Bohren, sprengen, ausbaggern. Wieder und wieder, Meter für Meter. Eine Methode, die im Tunnelbau dann angewandt wird, wenn das zu durchdringende Gestein stark wechselt, inhomogen ist. So wie im Gebirgsstock des Semmering.
Schwierige Verhältnisse herrschen in dem Massiv. Das Gestein ist „extrem wechselhaft“, wie das damit befasste Geologenteam bei seiner Analyse herausfand. Tatsächlich: Die erstellte Karte der baugeologischen Prognose gibt ein buntes Muster an eingefärbten Gesteinsarten wieder.
Eine Tunnelbohrmaschine wäre für das Vorwärtskommen der neuen Südstrecke hier weitestgehend untauglich. Deshalb entstehen drei Viertel des 27,3 Kilometer langen Semmering-Basistunnels nun mithilfe zyklischen Vortriebs – per se forciert durch Sprengungen.
Das bedeutet eine Menge anspruchsvoller Arbeit für den Sprengbefugten Neisser und die anderen Mineure. Sechs Mann arbeiten an der Ortsbrust zusammen. Allesamt gekleidet in orangefarbene Overalls, mit gelben Helmen und Stahlkappenschuhen. Wenn es gut läuft, schaffen sie rund vier Meter Abschlag pro Tag. Mit jeder Sprengung kommen sie in etwa 1,6 Meter voran. An diesen Zahlen lässt sich ablesen, wie aufwendig sowohl das Vorbereiten einer kontrollierten Explosion als auch das Ausbaggern und Abtransportieren des abgeschlagenen Gesteins letzten Endes sind.
Tief im Berginnern, im fahlgelben Licht der Scheinwerfer, beim Vortrieb Gloggnitz, kann Mario Neisser das anschaulich erklären. Der gebürtige Grazer arbeitet seit mehr als 25 Jahren unter Tage. In dieser Zeit war er so gut wie an jedem europäischen Großprojekt dieser Art beteiligt. Unter anderem auch beim Schweizer Gotthardtunnel. Trotz – oder gerade wegen – dieser langjährigen Erfahrung schwingt bei seinen Ausführungen stets auch der Respekt vor den alltäglichen Herausforderungen und den nie gänzlich auszuschließenden Risiken einer Tunnelsprengung mit.
Nach der Sprengung ist vor der Sprengung
Jeder dem Berg abgerungene Meter wird, ehe noch an die nächste Sprengung zu denken ist, gegen herunterbrechende Steine und Bergwasser gesichert. Für eine stabile Ortsbrust wird gegittert, gespritzt und geankert. Damit ist das Auskleiden der Wände mit Baustahlmatten gemeint sowie das Auftragen von Spritzbeton. Letzteres erfolgt unter der Zugabe eines Erstarrungsbeschleunigers, was bereits beim Auftreffen am Gestein Wirkung zeigt. Ist der Fels kluftig, wird auch noch geankert. Das heißt, es werden zusätzlich Verdübelungen zwischen Gebirge und Beton eingebaut.
Nach der Sprengung wird über die Absauganlage Frischluft in den Tunnel eingebracht.
Wenn es gut läuft, schaffen die Arbeiter rund vier Meter Abschlag pro Tag. Mit jeder Sprengung kommen sie in etwa 1,6 Meter voran.
Ein Bagger beseitigt das abgesprengte Gestein, schaufelt es auf andere Räumgeräte oder Förderbänder, die es schnellstmöglich aus dem Tunnel schaffen.
Schnell trocknender Spritzbeton sichert in einem ersten Schritt den gewonnenen Abschlag.
Durch Setzen von Ankern erhöht sich die Sicherheit an der Ausbruchstelle.
Zur Ortsbrustsicherung werden die Muttern der Anker angezogen, ehe der Sprengprozess wieder von vorne beginnt.