Südstrecke interaktiv

Steinlese

Für den Ausbruch aus Semmering und Koralpe gibt es einen durchdachten Plan. Inklusive umweltschonenden Abtransports, Upcycling zum Baustoff und Deponien als Grundlage neuen Grüns.

Die Zahl alleine liest sich bereits beachtlich: 14.000.000. So viele Tonnen an Aushub- und Ausbruchsmaterial werden beim Bau der Südstrecke letztlich bewegt.

Verglichen mit dem Eindruck, der inmitten temporärer, zig Meter hoher Halden entsteht, erscheint das jedoch nebensächlich.

In natura, vor Ort an den Baustellen, lassen einen die Dimensionen des Vorhabens nämlich so richtig staunen.

So wie in der Nähe von Deutschlandsberg. Über kilometerlange Förderbänder wird der Ausbruch aus dem Koralmtunnel hierhertransportiert, sorgsam nach Gesteinsgüte selektiert und zur weiteren Verwendung aufbereitet.

Diese Steinlese ist nicht die erste. Die genaue Bestimmung der zu durchdringenden Felsformationen steht vielmehr am Anfang aller Arbeiten.

Bei Probebohrungen wird sondiert, wie sich das Gestein zusammensetzt und verhält. Erst auf Basis dieser Erkenntnisse können Tunnelstrecken endgültig trassiert werden.

Von der Analyse der Geologen hängt außerdem die Wahl des Vortriebs ab. Zyklisch mittels Sprengung bei stark wechselndem Material. Kontinuierlich mittels Tunnelbohrmaschine bei gleichmäßigem Gestein.

Robert Holzer

Geologe
Täglich untersuchen Robert Holzer und seine Kollegen die Gesteinssituation an der Ortsbrust und vergleichen sie mit der baugeologischen Prognose für den Semmeringtunnel.

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Egal ob zyklischer oder kontinuierlicher Vortrieb: Der Ausbruch muss aus dem Berg. Und das ist entlang der Südstrecke eine gigantische logistische Leistung.

Die Förderbänder, auf denen das Gestein transportiert wird, erstrecken sich alleine beim Koralmtunnel über 120 Kilometer. Ihre Länge wächst mit den Baufortschritten mit. Sie reichen von den vordersten Abschnitten bis zu den Deponien selbst.

Das beeinflusst die Umweltbilanz positiv, lassen sich damit doch täglich mehrere hundert Lkw-Fahrten vermeiden.

Für die weitere Verwendung von Aushub und Ausbruch gibt es mehrere Möglichkeiten. Erstens den Abtransport und die Nutzung für Schüttungen. Zweitens die gezielte Deponierung. Drittens die Wiederaufbereitung als Baustoff.

Der nicht weiter zu verarbeitende Anteil des Ausbruchsmaterials wird auf der Schiene abtransportiert.

Ein Teil des Ausbruchsmaterials wird direkt bei den Projekten eingebaut: wie z. B. bei der Querung der Drau im Bereich des Völkermarkter Stausees, für deren Brückentragwerke eigens eine Halbinsel in die Landschaft modelliert wurde.

Und im Longsgraben etwa, einem unbewohnten Taleinschnitt am Semmering, wo der Ausbruch des Semmering-Basistunnels zur Deponierung kommt. Das Gelände wird danach wieder aufgeforstet.

Der hochwertige Anteil der aus dem Berg gelösten Kubikmeter an Gneis, Glimmerschiefer, Marmor, Quarz und Feldspat dient sogleich wieder für die Auskleidung des Tunnels.

Nach dem Zerkleinern in einer Kiesaufbereitungsanlage an der Oberfläche wird das Ausbruchsmaterial mit Wasser und Zement in einem ortsnahen Werk zu stahlbewehrten Betonelementen verarbeitet. Diese Tübbinge bilden im Berginneren später die Tunnelröhre.

Ein Blick vom Kleinen ins Große.