Südstrecke interaktiv
Streckenweise Unerwartetes
Ein Vogelnest im Container, eine aufgeblasene Brücke, jahrhundertealte Funde, beheizte Schächte oder Radtouren während der Arbeitszeit als Kranfahrer: Das sind nur fünf von vielen Besonderheiten beim Bau der Südstrecke.
Die ersten Vögel sind schon da
Die ersten Vögel sind schon da. Die „Early Birds“ der neuen Südstrecke. Während die Koralmbahn noch in Bau ist, nisten sie bereits in neuer Umgebung. Provisorisch, aber mit Weitblick. Bei St. Paul im Lavanttal, wo jetzt noch fleißig gewerkt wird, wächst bald neues Grün heran.
Erkennungszeichen: Helm
Die Helmpflicht auf der Baustelle ist natürlich sakrosankt. Dass es darüber hinaus aber Unterscheidungen bezüglich der Helmfarbe gibt, ist ein ebenso wichtiger Punkt. Weiße, gelbe oder auch grüne Helme sind auf den Baulosen zu sehen. Weiß ist dabei dem Bauleiter und den Polieren vorbehalten. Gelbe Helme tragen die Arbeiter, während die Besucher an der grünen Kopfbedeckung zu erkennen sind.
Brücke durch Aufblasen
Auch Wildtiere sollen die künftige Südbahntrasse gefahrlos queren können. Dafür sorgt bei Bleiburg eine durch ein innovatives Bauverfahren errichtete Brücke.
Anstatt einer konventionellen Stützkonstruktion wird eine speziell bewehrte, dünne Betonschicht auf einer Freiformschale aufgetragen – und ausgehärtet durch einen darunter liegenden Luftpolster aufgeblasen. Diese Methode sorgt nicht nur optisch für ein herausragendes Ergebnis. Es lassen sich damit auch 50 % des Betons und 65 % des Bewehrungsstahls einsparen. Entsprechende Transporte ebenso. Die Natur wird es danken.
Kranfahrer als Radfahrer
Acht Stunden einen Portalkran zu lenken, das geht an die Substanz. Daher werden die Kranfahrer immer wieder zu Radfahrern.
Das neue Güterzentrum Wien Süd umfasst 55 Hektar, für die Verladung von LKW auf Schiene gibt es eine 700 Meter lange Kranbahn. Die Nachfrage bei Gütern schläft nicht, deshalb wird im Schichtdienst gearbeitet. Acht Stunden einen Portalkran zu lenken, das geht an die Substanz. Daher werden die Kranfahrer immer wieder zu Radfahrern – wenn sie zur Abwechslung am Boden als Einweiser tätig sind. 30 Kilometer kommen während einer Schicht an Wegstrecke dabei zusammen, die eine Hälfte zu Fuß, die andere am Rad. Das Jobprofil eines Kranfahrers hat damit unerwartete Facetten.
Beton, der unter Tage entsteht
Für den Bau des Koralmtunnel wird eine besonders Betonmischanlage betrieben. Sie befindet sich 1.200 Meter unter der Oberfläche, ungefähr in der Mitte des Tunnels, in einer eigenen Kaverne. Indem vor Ort Beton gemischt werden kann, fällt das Auskleiden der Tunnelinnenschale erheblich leichter. Sämtliches Baumaterial muss schließlich mit der Stollenbahn in den Berg gebracht werden.
Wandheizung beim Tunnelbau?
Ja, das gibt es tatsächlich. Um die vertikalen Versorgungsschächte im Winter eisfrei zu halten, werden die Schachtwände vorsorglich mit Heizmatten ausgestattet. Das dient ausschließlich zur Sicherheit der Arbeiter auf der Tunnelbaustelle. Denn wo kein Eis, da auch keine herabfallenden Eiszapfen. Betrieben werden diese Heizmatten mit Strom.
Unerwartete Bodenschätze
Der Bau der Südstrecke macht auch Zeitreisen möglich. Schon bei der Erkundung der bestmöglichen Trassen tauchten vielerorts archäologische Bodenfunde auf.
Im Lavanttal etwa wo westlich des namensgebenden Flusses, die Überreste des jahrhundertelang bestehenden Hauptortes der Region entdeckt wurden. Bis ins 14. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung reichen die Funde zurück, in die mittlere Bronzezeit. Aus jener Epoche datieren die Pfostensetzungen eines Rundbaus. Neben Urnengräbern der späteren Bronzezeit kamen auch römische Grabanlagen zu Tage. Die Forscher vermuten jetzt weitere römische Bauten in der Nähe.