Menschen der Südstrecke
Gemeinsames Ziel
Sie arbeiten in unterschiedlichen Bereichen, für verschiedene Unternehmen. Was sie verbindet, ist die Südstrecke. Ihr ganz persönlicher Einsatz, damit Reisende und Güter jetzt und künftig schneller und sicher von A nach B kommen. Fünf von ihnen geben uns Einblick in ihre Arbeit.
Der Überjob unter Tage
Das „richtig Große“ habe sie interessiert, sagt Julia Schmidbauer. „Sprengen, Masse bewegen.“ Damals, nach Abschluss der HTL für Elektronik. Für die Oberösterreicherin kam deshalb nur der Berg- und Tunnelbau infrage. Im Laufe ihres Bachelorstudiums Rohstoffingenieurwesen entschied sie sich für den Masterstudiengang Geotechnik und Tunnelbau. Seit über eineinhalb Jahren koordiniert sie als Schichtbauleiterin hier nun ein Team aus 14 Leuten. Zwölf Stunden dauert eine Schicht. Gearbeitet wird in Tag- und Nachtschicht im Dekadenbetrieb. Zehn Tage Dienst, fünf Tage frei. So sieht ihr aktueller Arbeitsrhythmus aus. Der kontinuierliche Vortrieb durch die Koralpe, der schwere maschinelle Einsatz ist genau das, was sie gesucht und erwartet hat.
Tetris für Erwachsene
Fragt man Richard Bauer nach einem Highlight seiner Arbeit als Kranfahrer im Güterzentrum Wien Süd, wird es grundsätzlich. Oben in einem Portalkran zu sitzen und damit zu fahren, sei etwas ganz Besonderes, antwortet er dann. Als „Tetris für Erwachsene“ hat er das Stapeln und Umladen von Containern einmal scherzhaft umschrieben. Diese Charakterisierung trifft für ihn noch immer zu. Ohne die Tätigkeit kleinreden zu wollen. Bauer weiß selbst am besten, wie konzentrationsintensiv das Kranfahren und Dirigieren der Lasten ist. Umso wichtiger sind ihm dabei die Abwechslung als Einweiser am Boden – und das Teamwork. „Kommunikation ist das A und O auf so einem großen Terminal. Bei uns gibt es Kranfahrer, Einweiser, Schienen- und Platzmeister. Unser System ist zwar auf automatische Abläufe ausgerichtet, aber die direkte Ansprache ist etwas ganz anders. Darum ist es wichtig, dass das Team zusammenpasst und gut harmoniert.“
Gunst der Stunde
Seit über zwei Jahren arbeitet Nick Dialer am Semmering-Basistunnel. Vorher war der gebürtige Tiroler weltweit in seinem Beruf tätig. Dass seine Laufbahn als Bauleiter nun in der österreichischen Heimat einen Glanzpunkt erfährt, bedeutet ihm sehr viel. Nach Semmering, Koralm und Brenner sei bei den großen Bahnprojekten hierzulande schließlich „Ende Gelände“, wie er selbst sagt. „Wenn man die Chance bekommt, an Baustellen wie in Gloggnitz und Göstritz beteiligt zu sein, gibt es kein Zögern. Weil es alles andere als 'daily business' ist, wird es erst recht spannend und interessant.“
Geordnete Gebirgsverhältnisse
Für den Geologen Robert Holzer ist der Semmering ein spezielles Baulos. Wechselnde Gesteinsverhältnisse wie hier hat er bei früheren Projekten wie etwa dem Lainzer Tunnel selten erlebt. Zu den schwierigen Verhältnissen tragen auch die zu erwartenden hohen Bergwasserzuflüsse bei. Bereichsweise sind 300 Liter pro Sekunde prognostiziert. Die permanente Kontrolle der Gebirgsverhältnisse ist daher wichtig. Regelmäßig werden Gesteinsproben entnommen und im Labor analysiert.
„Unsere Aufgabe ist die geologische Dokumentation der Gebirgsverhältnisse. Dafür sehen wir uns das Gebirge jeden Tag an. Wird gesprengt oder die Ortsbrust geöffnet, erheben wir vor Ort die wichtigsten Parameter und vergleichen sie mit dem Modell der baugeologischen Prognose. Auf Basis dessen beraten wir die örtliche Bauaufsicht und den Bauherrn.“
Identifikation nach Maß
Die riesige Tunnelbohrmaschine für den Vortrieb der Koralmbahn gibt es auch im Kleinen. Thomas Kiefer hat ein funktionstüchtiges Modell davon konstruiert und mit einem 3D-Drucker produziert. In der Werkstatt der Baustelle, wo abgenutzte Rollenmeißel wieder instand gesetzt werden, zeigt er deren Zusammenwirken beim Abtragen der Ortsbrust. Zum besseren Verständnis hat er auch einen Rollenmeißel im Miniaturformat ausgedruckt. Man merkt: Hier hat sich jemand in die Details seiner Arbeit vertieft.
„Abhängig von der Geologie, sehen die eingesetzten Rollenmeißel hinterher sehr beansprucht aus. Die Aufbereitung ist entsprechend aufwendig. 70 solcher Meißel sind auf einem Bohrkopf montiert. Je nach Zustand dauert es kurz oder lang, bis ein Meißel wieder einsatzbereit ist. 200 in acht Tagen wurden einmal von uns geschafft.“